Wieder einmal fiel mir beim Stöbern ein ganz besonderes Flugangebot in den Blick. Ein Flug nach Lissabon für 38,- Euro. Da Lissabon mir von vielen Freunden und Bekannten schon mehrfach wärmstens ans Herz gelegt wurde, buchte ich sofort. Natürlich hatte auch dieses Angebot einen Haken, wir würden erst kurz nach 23 Uhr in Lissabon ankommen. Da der Flughafen aber nicht weit weg von der Innenstadt liegt und wir an einem Freitag Abend ankommen würden, entschieden wir uns nach dem Einchecken ins Hotel einfach direkt mit einer kleinen Kneipentour zu starten. So konnte wir in der ersten Nacht schon mal durch Lissabon tingeln und uns durch die portugiesischen Biere testen.

Ausblick auf Lissabon

Ich las mich ein bisschen durch Reiseblogs, in welchem Viertel es am sinnvollsten wäre ein Hotel zu suchen. Da wir nur zwei ganze Tage Zeit hatten, um die Stadt zu erkunden, wollten wir entweder in Alfama oder Bairro Alto wohnen. Also in der historischen Altstadt oder im „Halligalli-Vergnügungsviertel“. Nun leben wir selbst mitten in einem dieser Vergnügungsviertel und da uns die Altstadt mehr interessierte als Bars und Tapasläden, entschieden wir uns kurzerhand für Alfama. Wir fanden ein bezahlbares Hotel, direkt am Fluss Tejo und buchten.

Alfama, bunt und verwinkelt

As usual: ein holpriger Start

Einige Wochen später ging es los. Wir waren zeitig am Flughafen und warteten auf den Check In. Leider zeichnete sich schon bald ab, dass unsere Maschine noch nicht einmal gelandet war und sich der Abflug daher ziemlich verschieben würde. Insgesamt ging es dann ganze 1,5 Stunden und drei Bier später los und so landeten wir nach einem ruppeligen Flug erst gegen 1:30 Uhr nachts in Lissabon. Wir hatten im Vorfeld eine Reihe guter Möglichkeiten gefunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Alfama zu kommen, doch nun wollten wir aufgrund der vorangeschrittenen Uhrzeit nicht mehr lange suchen. Wir ließen uns bereitwillig in die Taxischlange lenken und nahmen den erst besten Wagen. Die Fahrt kostete uns um die 30 Euro. Wir erfuhren später, dass wir die Kosten locker halbieren hätten können, wenn wir unsere Taxi-App genutzt hätten. Aber wir kennen das ja von uns, aller Anfang ist holperig.

Wir kamen ziemlich geschafft im Hotelzimmer an und da nun eh alle Bars geschlossen hatten – in Lissabon gibt es eine Sperrstunde, um 2 Uhr wird man überall rausgeworfen – fielen wir einfach müde ins Bett.

Das rote Riverside Hotel in Alfama

Tag 1 – Sonne & Treppen

Am nächsten Morgen wurden wir von blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein geweckt. Wir suchten den Frühstücksraum auf und waren erst einmal echt angetan von der großen Auswahl an Obst, Brot, Aufschnitt und Joghurt. Nach einer kurzen Stärkung starteten wir in den ersten echten Tag unserer Lissabon-Tour. Ganz untypisch für uns, hatten wir uns diesmal keinen Plan ausgearbeitet, was wir alles sehen wollten. Wir hatten uns kein echtes Ziel gesetzt, wir wollten uns in dieser Stadt einfach mal treiben lassen. Und das kann man in Lissabon ganz großartig. Die kleinen verwinkelten Gassen, die plötzlich auftauchenden, nicht enden wollenden Treppen – uns gefiel Alfama sofort. Na gut, die Treppen und Steigungen gefielen uns hauptsächlich als Fotomotiv, sie erschwerten den mehrstündigen Spaziergang schon ganz schön.

Die engen Gassen von Alfama

Miradouro de Santa Luzia

Wir liefen also kreuz und quer durch das Viertel, bis wir zum ersten schönen Aussichtspunkt (Miradouro) kamen: den Miradouro de Santa Luzia. Wir verschafften uns einen ersten Überblick, wie hoch wir inzwischen gestiegen waren und genossen den Blick auf Lissabon und den Tejo.

Unser erster Ausblick in Lissabon – der Miradouro de Santa Luzia

Miradouro da Graça

Dann machten wir uns weiter auf durch die Stadt. Vorbei an der Kirche Santa Luzia, die wir uns auch kurz von Innen ansahen. An der Fassade der Kirche waren viele Kacheln zu bewundern, diese fielen uns generell an vielen Häusern in Alfama auf. Wir liefen ab jetzt auf der Strecke der bekannten Tram Linie 28, die uns auch häufiger mal überholte – vollgestopft mit Touristen. Das erinnerte mich ein wenig an Busfahrten in Asien, wo alle Leute dicht gedrängt stehen wie in einer Sardinenbüchse. Uns überholten zudem viele kleine Tuktuks, die die Touristen durch die engen Gassen chauffierten. Irgendwann kamen wir an einem weiteren Aussichtspunkt an, der uns noch viel besser gefiel als der erste. Man hatte einen tollen Blick auf die Burg und einen weiten Blick über Lissabon. Weil hier viele Leute mit Getränken in der Sonne standen und hier zudem ein echt guter Straßenmusiker sein Können zum besten gab, holten wir uns ein Kaltgetränk und genossen einfach mal das wir hier waren.

Die Aussicht vom Miradouro da Graça

Zielsicher ins schlechteste Restaurant

Weiter ging es etwas später in Richtung Richtung Castelo Sao Jorge. Hier wurde der Anstieg wieder steiler und wir entschieden, dass wir auf keinen Fall in einer Stadt leben wollen, in der es so viele steile Straßen und Treppenstufen gibt. Wir kamen am Castelo an, doch die Schlange war uns zu lang, wir wollten es nochmal am nächsten Tag versuchen. Nun bewegten wir uns gen Westen und wieder etwas nach unten, denn so langsam meldete sich der Hunger. Nach einiger Zeit kamen wir im Viertel Bairro Alto an. Hier reihten sich Restaurant an Restaurant. Wir setzten uns in eines der Straßencafes und aßen Fisch und Calamares. Und wieder einmal trafen wir wohl mit Abstand das schlechteste Restaurant der Stadt – gut, dass wir keine Food-Blogger sind. Wir haben wirklich ein zielsicheres Händchen für schlechte Restaurants. Das Essen schmeckte alarmierend zäh und sehr fischig. Wir brachen ab und zogen von dannen. Von Fisch hatten wir genug. Um den Fauxpas wieder auszubügeln, setzten wir uns eine Straße weiter in das nächste Restaurant und bestellten gefüllte Toasts, wie man sie für wenig Geld überall in Lissabon bekommt. Dazu gab es einen sehr starken Mojito, natürlich nur um etwaige Bakterien abzutöten. Unsere Laune stieg wieder.

Beim Sangria hatten wir mehr Glück, als beim Essen

Der Elevador Santa Justa

Mit neu gewonnener Kraft setzten wir unseren Trip durch die Stadt fort. Wir besuchten noch den Elevador Santa Justa, den urtümlichen historischen Aufzug Lissabons, der in jedem Reiseführer zu finden ist. Allerdings sparten wir uns auch diese Schlange, wir hatten ja schon ganz kostenlos tolle Ausblicke über die Stadt gehabt.

Der berühmte Elevador

Calcada do Duque

Irgendwann kamen wir an der Calcada do Duque an. Dabei handelt es sich um eine Straße aus über 100 Treppenstufen. Auf dem Weg nach unten kamen wir an ganz vielen urigen, portugiesischen Restaurants vorbei. Leider waren wir noch immer pappsatt. Die Stufenstraße gab uns den Rest, wir merkten langsam unsere Beine sehr deutlich, wir waren ja flache, ebenerdige Straßen gewohnt. Und so holten wir das erste Mal an diesem Tag das Smartphone und das Navi raus und liefen auf direktem Weg zurück zum Hotel. Den Abend verbrachten wir zunächst am Ufer des Tejo, bis wir entschieden das Abendessen einzunehmen. Wir gingen ganz Landestypisch zum Inder. Bloß keinen Fisch mehr.

Tag 2 – Tram, Käse und Sangria

Der nächste Tag begann genau so sonnig wie der letzte. Wir hatten eigentlich vor einen Surfkurs zu belegen und hatten diesen auch schon gebucht. Wir entschieden uns nun aber spontan um, da wir noch mehr von der Stadt sehen wollten und es trotz Sonne auch noch ganz schön kühl war. So stornierten wir den Kurs und machten uns auf zu Tram. Heute wollten wir mal nicht Laufen. Die Schlange an der historischen Straßenbahn war wirklich beachtlich. Und die Trams kamen in so unregelmäßigen Abständen, dass wir mal überschlugen, mindestens noch 1,5 Stunden warten zu müssen. Darauf hatten wir einfach keine Lust. Wir entscheiden später wiederzukommen und schlenderten erst einmal zurück Richtung Hotel. Dabei kamen wir an einem großen Zelt vorbei, in dem reges Treiben herrschte.

Allerlei landestypische Spezialitäten kann man hier testen

Der Markt am Praca da Figueira

Es gab viele spannende Stände, wo man portugiesischen Käse, Wurst oder Brot mit einem vom beiden kaufen konnte. Zudem fanden wir einen Stand mit Sangria und entschieden uns spontan hierzubleiben. Wir holten uns frischen Sangria und ein großen Topf Oliven und setzten uns auf eine der Bänke. Das Zelt war offensichtlich voll von vielen portugiesischen Familien, die hier ganz gemütlich mit ihren Lieben den Sonntag verbringen wollten. Wir ließen uns davon direkt anstecken und machten begeistert mit. Wir beobachten das Treiben und verbrachten fast zwei Stunden in dem Zelt. Dann brachen wir auf, doch die Schlange an der Tram war immer noch zu lang für uns. Wir schlenderten wieder zum Hotel zurück und genossen den Blick auf den Tejo.

Als sich der Hunger meldete, entschieden wir unser Essen diesmal in dem Zelt einzunehmen. Also deckten wir uns mit Käseplatten und Bauernbrot ein und setzten uns wieder auf die Bänke. Das Essen schmeckte absolut großartig, also Käse können die Portugiesen wirklich!

Käseplatte und Bauernbrot für wenig Geld

Dritter Versuch: die Tram 28

Wir starteten nach einer Weile unseren letzten Versuch und gingen erneut zur Tram. Und siehe da, diesmal war die Schlange bedeutend kürzer. Wir hatten schon im Vorfeld ein 24 Stunden Ticket inklusive Fähre erworben. Dieses hatte uns 6,30 Euro gekostet, eine super Alternative zur Einzelfahrkarte, die 2,90 kostete und von der man zwei benötigte (Hin und Rückfahrt). Wir wollten am nächsten Tag das Ticket noch für eine Fährfahrt oder ähnliches nutzen und so war es die günstigere Alternative. Wir stellten uns an und nach ca. einer halben Stunde bekamen wir einen Platz in dem historischen Gefährt. Wir fuhren die gesamte Strecke vom Start am Martim Moniz bis zum Campo Ourique. Es war wirklich spannend zu sehen, wie eng die Straßen waren und wie nah die Bahn an den Häuserwänden vorbei ratterten.

Eine Fahrt mit der Tram 28 – zur richtigen Uhrzeit sehr angenehm

Falschparken mit Folgen

Irgendwann stoppten wir ganz plötzlich. Wir blickten nach vorne und sahen, dass ein Auto die Schienen blockierte. Offensichtlich hatte hier jemand richtig blöd geparkt. Die Polizei war allerdings ebenfalls schon da und drängte die Fahrerin, die nun hektisch aus einem Laden gelaufen kam, das Auto endlich umzuparken. Da die Straße aber ganz schön steil und sie ganz schön unter Stress war, gelang ihr das nicht. Nach langem Gefluche und Hin und Her, entschied einer der Polizisten das nun selbst in die Hand zu nehmen. Er schaffte es beim zweiten Anlauf den alten Wagen in Gang zu setzen und den Weg endlich frei zu machen. Wurde auch Zeit, denn hinter uns bildete sich schon eine kleine Tram-Schlange.

Nix ging mehr – ein Falschparker blockiert den Tram-Verkehr

Weiter mit der Tram

Weiter ging die Fahrt, vorbei an alten Häusern, steilen Gassen und vielen Treppen. Durch die Viertel Alfama, Graca, Baixa und Estrela. Wir können schon nachvollziehen, warum so viele Touristen zunächst mit dieser Linie die Stadt erkunden wollen, es war wirklich eine nette Fahrt und es gab viel zu sehen. Wir kamen auch an dem Aussichtspunkt Santa Lucia vorbei, den wir am Tag zuvor zu Fuß besucht hatten. Diesmal schleppten sich andere Touristen zu Fuß den Berg hoch und wir saßen in einer Bahn, die war aber glücklicherweise nicht so voll. Irgendwann kamen wir an der Endhaltestelle an. Die Mitfahrer stiegen alle aus und stellten sich direkt für die Rückfahrt an. Wir wollten aber noch zum Nahe gelegenen Friedhof, der uns wärmstens empfohlen wurde. Leider war dieser aus unerfindlichen Gründen schon verschlossen. So vertraten wir uns noch ein bisschen die Füße, bis alle Touristen mit den Trams fortgekarrt worden waren und stellten uns dann erst an. Gewusst wie. Als unsere Bahn kam, waren wir für einige Stationen die einzigen Passagiere, sie füllte sich erst nach und nach. Wir fuhren diesmal nicht bis zur Endhaltestelle, sondern stiegen etwas früher und etwas näher an unserem Hotel aus. Der Tag neigte sich langsam dem Ende entgegen und wir hatten es immer noch nicht auf das Castelo Sao Jorge geschafft. Dafür hatten wir aber einen sehr entspannten Sonntag gehabt, mit kulinarischen Highlights und einer tollen Rundfahrt durch die Stadt.

Abendessen: Topless Burger im Café do Rio

Wir entschieden uns wieder zum Inder zu gehen, wir fanden ihn wirklich gut und gemütlich. Das lag unter anderem daran, dass keiner der anderen Touristen in Lissabon zum Inder gegangen war. Wir waren hier mit wenigen Einheimischen allein gewesen. Leider stellte sich heraus, dass das Restaurant heute Ruhetag hatte. Nun wussten wir auch nicht recht wohin und liefen einfach an der Straße entlang. Wir fanden einen Burgerladen und wollten einen Versuch wagen. Und schwupps saßen wir direkt in einem der hippsten Läden in Lissabon. Dieser Laden serviert Burger nämlich ausschließlich ohne Brötchen. Eine tolle Sache für die ganzen Low Carb Jünger! Zum Burger gab es zwei kleine Beilagen nach Wahl oder eine große. Man konnte wählen zwischen Salat, Reis und Pommes. Eine seltsame Mischung, aber das Essen war wirklich richtig gut. Und der Laden war absolut gemütlich und nett. Wir waren mit unserer Entscheidung total zufrieden.

Der „Topless Burger“

Ein letzter halber Tag und das Castelo

Am nächsten Tag mussten wir erst um 12 Uhr auschecken und sogar erst gegen 14 Uhr zum Flughafen. Weil unser schlechtes Gewissen uns plagte, wagten wir einen letzten Versuch beim Castelo und stiegen wir nochmal die Straßen hinauf. Und siehe da – die Schlange war echt kurz und wir waren innerhalb weniger Minuten auf dem Hof der Burg. Wir waren froh, das noch geschafft zu haben, denn von hier aus hatte man wieder einen absolut großartigen Blick über Lissabon. Die Anlage ist etwa 6000 m² groß und wir versuchten so viel wie möglich davon zu sehen. Wir stiegen Stufen hinauf, kletterten in alte Aussichtstürme und besichtigten das Spitzbogen-Haus. Am schönsten fanden wir es allerdings auf der Aussichtsplattform der Festung. Wir genossen die warmen Sonnenstrahlen und beobachten die freilebenden Pfaue, die umher stolzierten.

Auf dem Castelo
Auch hier wieder ein toller Ausblick auf die Stadt

Zurück in den Schnee

Bei einem Blick auf mein Handy bekam gleich zwei schlechte Nachrichten: Zum einen hatte es zuhause geschneit. Im März! Zum anderen mussten wir langsam wirklich den Rückweg antreten. Wir genossen noch weitere 10 Minuten die Sonne – jetzt erst recht. Dann ging es zurück zum Hotel. Dieses mal waren wir klüger und riefen mit MyTaxi ein Taxi. Der Taxifahrer rief mich direkt an und führte uns dahin, wo er uns am sinnvollsten einsammeln konnte. Wir bezahlten 12 Euro und ärgerten uns noch einmal ganz kurz darüber, dass wir bei der Anreise zu blöd gewesen waren, die App zu benutzen. Dann ging es ohne Verspätung zurück ins kalte Deutschland. Aber mit dem Wissen, dass das nicht unsere letzte Reise nach Lissabon sein sollte. Wir haben schließlich noch einen Surfkurs nachzuholen und noch so viel mehr anzusehen.

Fazit und Dinge, die wir gelernt haben

  • Lissabon ist eine Reise wert!
  • Wenn ihr Tram fahren wollt, seid sehr früh oder später da, besonders wenn ihr am Wochenende reist.
  • Es empfiehlt sich absolut an eine der Starthaltestellen einzusteigen, danach bekommt man nur mit viel Glück einen Sitzplatz
  • Auf der Fahrt gut festhalten, die Bahnen ruckeln und bremsen ziemlich stark
  • Eine 24 Stunden Karte lohnt sich absolut, wenn man mehrmals fahren möchte und auch die Fähre nutzt
  • Alfama ist als Ausgangsort super, man kann viele tolle Plätze direkt von hier erreichen
  • Wir mögen keinen alten Fisch
  • Wir mögen Käse

One Reply to “2,5 Tage in Lissabon – Sightseeing, alter Fisch und Treppenstufen”

  1. In zwei Tagen und etwas mehr ,kann man so viel besichtigen und erleben, ich bin beeindruckt.
    Lissabon mit einem Touristen…..Unternehmen ist anders ,aber lange nicht so vielseitig und spannend wie eure Städtetour.

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