Auf ins Abenteuer
Nach monatelanger Planung einer fast unmöglichen Reise war es endlich soweit, heute sollte es losgehen nach Australien. 4 Wochen lang würden wir unterwegs sein, zu Dritt: meine Mutter, mein Freund und ich. Gemeinsam wollten wir durch 5 Staaten und zwei Kontinente reisen, alles auf eigene Faust. Wir würden uns an kein Reisebüro wenden können, wenn wir mal einen Flug verpassen würden oder ein Hotel überbucht wäre. Die gesamte Planung hing an mir, die gesamte Verantwortung, wenn etwas nicht klappen würde, ebenfalls.
Letzte Reisevorbereitungen
Die letzten Wochen vor dem Abflug hatten wir intensiv genutzt, um uns auf den Trip vorzubereiten. Wir hatten Reiseversicherungen abgeschlossen, ein Visum für die Einreise nach Australien besorgt und ärztliche Bescheinigungen für etwaige mitgeführte Medikamente. In unserem Gepäck befand sich neben einer vernünftigen Reiseapotheke außerdem jede Menge Anti-Mückenspray, starke Taschenlampen und Reiseadapter für Singapur und Australien. Dennis und ich nahmen außerdem Taucherbrillen, Rashguards und unsere Tauchcomputer mit, wir wollten auf jeden Fall schnorcheln und tauchen gehen. Gottseidank mussten wir keine Garderobe für 3 Wochen einpacken – ich hatte die Unterkünfte so ausgewählt, dass stets eine Waschmaschine verfügbar war und wir jederzeit unsere Wäsche waschen konnten. Zu guter Letzt packten wir schweres, festes Schuhwerk ein – ein absolutes Muss gegen giftige Tiere bei Buschwanderungen – man weiß ja nie. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich natürlich nicht, dass wir uns in wenigen Wochen ausgerechnet auf Flip Flops im Busch verirren würden.
Abflug – Australien, wir kommen
Am Tag des Abflugs, trafen wir uns gegen Mittag am Hamburger Flughafen. Wir waren alle maßlos gespannt und konnten nicht fassen, dass wir die nächsten 4 Wochen durch Australien reisen würden. Das Gepäck meiner Mutter sah auch mehr so aus, als würde sie gänzlich übersiedeln wollen. Ich beäugte den Berg kritisch, wir wollten schließlich eine selbst organisierte Rundreise machen. Schon ihr Handgepäck wog scheinbar mehr als die Reisetasche von Dennis.
Draußen schneite es gnadenlos, außerdem schien ein Orkan aufzuziehen. Bloß schnell weg! Wir gaben unsere dicken Jacken bei meinem Bruder ab, der uns am Flughafen verabschiedete und sie bei unsere Ankunft wieder mitbringen wollte. Dann gaben wir unser Gepäck auf und liefen zum Sicherheitscheck. Es sollte erstmal der letzte sein, den meine Mutter ohne weitere Nachkontrollen passieren würde. Wir stiegen in die große Emirates Maschine und freuten uns auf einen aufregenden Flug. Erste Flugroute: Hamburg-Dubai.
Die Sache mit dem Rauchen
Da saßen wir nun in diesem riesigen Flieger und viele Wochen Sonne lagen vor uns. Ich sah meine Mutter an, sie sah ganz schön angespannt aus. Ich konnte es ihr nicht verdenken. Zum einen wusste keiner von uns, was uns auf dieser Reise erwartete. Würden wir unbeschadet Hitze, Gefahren, Flüge überstehen? Normalerweise behilft sich meine Mutter in derart angespannten Situationen mit dem Griff zu einer Zigarette. Das war nun während des Fluges natürlich nicht möglich. Rauchen war aber auch aus anderen Gründen ein schwieriges Thema auf dieser Reise. Für leidenschaftliche Raucher sind nämlich weder Singapur noch Australien attraktive Reiseziele. Zum einen wird die Einfuhr von Zigaretten stark begrenzt. Genau 17 Zigaretten durfte meine Mutter nach Singapur einführen – also nicht einmal eine volle Schachtel. Bei Nichtbeachten drohen hohe Geldstrafen. Zudem sind die Preise für Zigaretten in Singapur (8,- bis 10,- Euro/Schachtel) und Australien (teils über 20,- Euro/Schachtel) wirklich wesentlich höher als in Deutschland. Meine Mutter hatte im Vorfeld recherchiert, ob sie nicht einfach auf E-Zigaretten ausweichen könnte. Keine schlechte Idee, aber tatsächlich unmöglich. Die Einfuhr der Dampfer ist in Singapur gänzlich verboten und in Australien nur unter Vorlage eines Attestes vom Arzt erlaubt. Ja, richtig gelesen, der Raucher wird hier allgemein als „suchtkrank“ eingestuft. Zudem ist weder in Singapur noch in Australien das Rauchen auf offener Straße grundlegend erlaubt. Man muss Mindestabstände zu anderen Personen einhalten und auf diversen öffentlichen Flächen, zum Beispiel in Parks, ist das Rauchen gänzlich verboten. Das waren also keine rosigen Aussichten für eine Raucherin. Das erklärte auch die Sorgenfalten im Gesicht meiner Mutter.
Ankunft in Singapur – die Welt geht unter
Nach einem ereignislosen Zwischenstopp in Dubai, wo meine Mutter in einem dieser Glasquader mit Nebelschwaden ihre langersehnte Zigarette rauchen konnte, stiegen wir um in den A380 nach Singapur. Wir genossen das Bordprogramm und ein wirklich gutes Essen und kamen daher relativ entspannt am Abend in Singapur an. Ich hatte uns ein Hotel im indischen Viertel gebucht, welches ich auf einer vorherigen Reise kennen und lieben gelernt hatte. Nachdem wir dem Schnee und der Kälte in Deutschland entflohen waren, begrüßte uns Singapur mit einem freundlichen Sturzregen. Wir hasteten aus dem Taxi zum Hoteleingang. Meine beiden Mitreisenden schauten mich zweifelnd an, aber ich versprach ihnen, dass der Regen hier nie lange andauern würde.
Wir bezogen erst einmal unsere Zimmer. Das Hotel war klein aber sauber. Wir hatten zwei Zimmer gebucht, ein Doppelzimmer für eine Nacht und ein Einzelzimmer für zwei Nächte. Unser Weiterflug nach Singapur würde erst am späten Abend des nächsten Tages stattfinden und so hatten wir einen gemütlichen Raum, wo wir unsere Sachen unterstellen und uns ausruhen und frisch machen konnten. Ich dachte dabei vor allem an meine Mutter, die das erste Mal in ihrem Leben einen Jetlag erlebte.
Nachdem der Sturzregen aufgehört und wir uns geduscht und in luftige Kleidung geworfen hatten, traten wir voller Vorfreude auf die Straße. Wir sogen den exotischen Duft ein, der durch das indische Viertel waberte. Der feuchte Boden dampfte und der Geruch von frischem, warmen Regen vermischte sich mit dem Aroma indischer Gewürze. Wir ließen uns durch die kleinen Straßen treiben und staunten über die bunte Häuser und leuchtenden Girlanden, die überall quer über die Gassen führten. Wir setzten uns in ein kleines Straßenrestaurant in Nähe unseres Hotels und bestellten irgendwas mit Huhn und Reis. Die Verständigung bei der Bestellung war etwas holprig und so reichte man uns kurzerhand kleine Schüsselchen zum Probieren und wir wählten das, was am wenigsten im Mund brannte. Der Mann, der uns bediente war wirklich nett und das Essen sehr günstig und lecker. Ein leiser Zweifel blieb, wie unsere verwöhnten Mägen mit dem indischen Essen klar kommen würden. Um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen, suchten wir noch eine Backpacker Bar auf und gönnten uns ein kühles Bier. Dazu lauschten wir den Klängen eines Pianospielers, der die Gäste unterhielt. Uns ging es blendend!
Wir verlebten eineinhalb wunderbare Tage in Singapur, erkundeten die Stadt mit dem Taxi, staunten über die großen Gewächshäuser am Gardens by the Bay und über die unglaubliche Architektur, die diese Stadt so einzigartig macht. Singapur ist voll von Wolkenkratzern und trotzdem so grün. Es gibt überall Gärten auf den Dächern, sogar die Fassaden der urtümlichen Gebäude sind zum Teil dicht bepflanzt. Zudem gibt es unzählige Parks. Wie sehenswert Singapur ist, haben wir in einem eigenen Blogartikel festgehalten, den ihr hier findet. Der kleine Stopover half uns, den Körper an die Sommertemperaturen zu gewöhnen und unseren Jetlag ganz entspannt auszukurieren. Nun waren wir bereit für Australien!
Ankunft in Australien
Nach einem unruhigen, langen Flug, den wir versuchten mit Reisetabletten irgendwie schlafend zu überstehen, kamen wir morgens in Melbourne an. Der Flug hatte uns ganz schön mitgenommen und so waren wir alle leicht gereizt. Wir kamen problemlos durch die Kontrollen, weder unsere Medikamente wurden kontrolliert, noch die Zigaretten meiner Mutter. Da wir übermüdet und unterzuckert waren, setzten wir uns direkt im Flughafen in ein Café und versorgten uns mit einem kleinen Snack. Ich recherchierte derweil, wie wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu unserer Wohnung kommen könnten. Melbourne ist eigentlich sehr gut vernetzt. Im Innenstadtbereich kann man sogar kostenlos Bus und Bahnen nutzen. Doch ich war übermüdet, angespannt und überfordert und blickte darum noch nicht ganz durch. Und so kamen wir erst nach einigen Umwegen in der Wohnung an. Kein besonderer Spaß mit dem ganzen Gepäck in der prallen Sonne. Besonders nicht für meine Mutter. Für die Rückfahrt bestellte ich uns direkt ein Taxi über Uber vor. Das war verhältnismäßig günstig und ersparte uns einfach jede Menge Strapazen.
Nachdem wir alle geduscht und auf saubere Klamotten und luftige Schuhe gewechselt hatten, fiel die Anspannung von uns ab. Die Wohnung war hübsch, modern und gut klimatisiert. Wir hatten einen kleinen Garten im Hinterhof, mit Grillplatz und gemütlichen Möbeln. Bei unserem ersten Einkauf im Supermarkt, deckten wir uns mit Gemüse, Obst, Baguette und Grillgut ein. Im Liquid Store nebenan besorgten wir uns außerdem Wein und Bier. Als es abends endlich etwas abgekühlt war, erkundeten wir die Gegend. Wir wohnten im Viertel Richmond, das hatte mir ein australischer Freund empfohlen. Der Center Court war tatsächlich ganz in der Nähe, außerdem eine Bahnstation, die uns in die Innenstadt bringen würde. Wir hatten es wirklich gut getroffen.
Melbourne – Pinguine, Tennis und Seebären
Der nächste Tag war voller Erlebnisse. Meine Mutter besuchte endlich die Australian Open und sah dort diverse spannende Spiele, eins sogar mit ihrer Lieblingsspielerin Angelique Kerner. Diese gewann dann auch noch das Match, nach einem sehr harten Kampf. Meine Mutter war sich sicher, dass das auch daran lag, weil sie sie besonders laut angefeuert hatte. Na gottseidank hatten wir sie nach Australien gebracht! Dennis und ich hatten uns für den Tag eine Schnorcheltour auf dem Meer gebucht. Wir sahen dabei sogar Seebären unter Wasser – ein unvergessliches Erlebnis. Abends kamen wir alle zusammen, grillten in unserem Garten und erzählten uns gegenseitig begeistert von all unseren Erlebnissen. Ich hatte den Garten übrigens vorab mehrfach inspiziert, es waren keine gefährlichen Tiere zu sehen.
Wir erkunden Australiens Süden
Am Tag darauf stand die Tour auf der Great Ocean Road an. Wir sahen das erste Mal das ganze Ausmaß der Schönheit von Australien. Grüne Wiesen, traumhafte, menschenleere Strände und schroffe Küsten. Die Tour dauerte einen ganzen Tag und führte an der schönen Südküste entlang. Unser Guide war freundlich und gut zu verstehen. Nach einiger Zeit machten wir einen ersten Stop in einem Park, wo unser Guide ein kleines Picknick aus Kuchen und Wasser für uns aufbaute. Uns war allerdings eher nach Koffein und so gingen wir in ein kleines Café auf der anderen Straßenseite, um uns einen Cafe-to-go zu holen.
Die Sache mit dem Kaffee
Kaffee bestellen in Australien ist etwas komplizierter als in Deutschland. Zum einen dauert es viel länger, zum anderen muss man sehr viele Fragen beantworten, bis überhaupt mit der Zubereitung begonnen wird. Da geht es zum einen um die Auswahl der Kaffeesorte (mild, stark, entkoffeiniert) und dann der Milchsorte (gar kein Fett, etwas Fett, bisschen mehr Fett, 1,5 % Fett, 3,5 % Fett). Dann folgen noch weitere Fragen, die möglicherweise mit der Art der Milchzubereitung (geschäumt, erhitzt) zu tun haben. Irgendwann wird dann freundlich genickt und mit der Zubereitung des Kaffees begonnen, diese dauert im Schnitt etwa 4 Minuten – pro Becher. So erging es uns bei unserer ersten Kaffeebestellung, aber auch bei jeder weiteren. Immer mussten wir unzählige Fragen beantworten, immer dauerte die Zubereitung minutenlang und immer war das Ergebnis spitze. Wirklich, der Kaffee in Australien ist absolut weltklasse und jede Hürde wert, die es bei der Bestellung zu nehmen gibt.
Wir schlenderten mit unserem hart erkämpften Heißgetränk zurück zum Bus und die Tour ging weiter. Wir sahen atemberaubende Strände und weite Wiesen. Irgendwann kamen wir an den Twelve Apostels an, die jeden Reiseführer zieren. Natürlich machten auch wir begeistert Fotos und genossen den Blick auf die unwirklichen Felsen. Von den ehemals 12 Felsformationen stehen inzwischen nicht mehr alle, sie haben sich nach und nach ins Meer gestützt. Trotzdem begriffen wir an diesem Ort das erste Mal so richtig, dass wir wirklich in Australien waren.
Die Tour war famous und wird einen eigenen Artikel gewidmet bekommen. Wir sahen im Laufe des Tages auch unsere ersten freilebenden Papageien, die ersten Koalas und am Ende der Tour endlich die so lang ersehnten Kängurus – auf einem Golfplatz. Wir besuchten außerdem noch einen echten Urwald und staunten über die riesigen, Jahrunderte alten Bäume. Ich guckte übrigens ganz genau hin, konnte aber weder Spinne noch Schlange entdecken im dichten Wald.
Am Tag darauf machte meine Mutter einen erlebnisreichen Ausflug nach Phillips Island und besuchte ihre Pinguine. Wir halfen ihr bei der Buchung und brachten sie zum Bus. Danach trafen wir uns mit einem Freund aus Griechenland, der vor einiger Zeit nach Melbourne gezogen war. Abends erzählten wir uns wieder gegenseitig von unseren Erlebnissen. Die Zeit in Melbourne neigte sich dem Ende entgegen. Eigentlich wollten wir gar nicht abreisen, die Stadt war einfach zu schön. Die Architektur, die Strände, die Natur und natürlich die freundlichen Menschen, die uns hier begegnet waren. Aber wir freuten uns auch schon sehr auf die neuen Abenteuer, die in Adelaide und Kangaroo Island auf uns warteten. Würden wir es nun mit den ganzen giftigen Tieren zu tun bekommen, die uns prophezeit worden waren?
Weiterreise mit Self Check-In
Am nächsten Morgen fuhren wir mit unserem Taxi zum Flughafen. Den Check-In hatte ich bereits am Vorabend online erledigt. Als wir am Terminal ankamen, machten wir das erste Mal Bekanntschaft mit einem Self Check-In Automaten. Es gab hier keinen bemannten Schalter. Wir mussten uns an kleinen Automaten selbst einchecken und auch unser Gepäck selbstständig aufgeben. Wir näherten uns erstmal etwas kritisch dem Kasten und folgten den Anweisungen, die wir auf dem Bildschirm lesen konnten. Dann ging alles doch ganz einfach. Wir gaben unsere Buchungsnummer ein und scannten unsere Reisepässe, dann wählten wir noch aus, wie viele Gepäckstücke wir mit uns führen wollen. Wir bekamen danach sowohl Boardkarte, als auch das Gepäckband ausgeworfen, tüdelten es um unsere Reisetaschen und stellte sie an der nächsten Station aufs Band. Das war es auch schon. Diese Self Check-In Schalter begegneten uns fortan an jedem Flughafen Australiens.
Doppelte Kontrolle
Wir liefen guter Dinge Richtung Boarding und näherten uns dem Sicherheitscheck. Normalerweise werde ich gern einer genaueren Kontrolle unterzogen. Möglicherweise wegen meiner Tätowierungen. Auch Dennis wurde in der Vergangenheit häufiger nachkontrolliert. Wir machten uns also auch hier darauf gefasst und waren erstaunt, als nichts derartiges passierte. Dann kam meine Mutter an die Reihe. Sie legte ihre Handgepäck auf das Förderband, ging durch den Sicherheitsbügel und wurde prompt herausgewunken. Sie sollte ihre Handtasche leeren. Dieselbe übrigens, die mir beim Beginn der Reise schon aufgefallen war, weil sie so schwer und vollgepackt zu sein schien. Mir schwante Böses. Meine Mutter packte also alles aus, nicht ohne die Sicherheitsbeamten spüren zu lassen, dass sie damit ganz und gar nicht einverstanden war. Die zwei Beamten begutachteten den großen Haufen genau. Ich wollte meiner Mutter in der Zwischenzeit zur Hilfe kommen, wurde aber weggeschickt. Nachdem die Tasche gelehrt war, durfte meine Mutter alles wieder zusammenpacken und gehen. Gar nicht so einfach bei dem umfangreichen Inhalt. Dieses Prozedere musste meine Mutter ab jetzt an jedem Flughafen über sich ergehen lassen, wir anderen hingegen wurden nicht einmal nachkontrolliert. Es bleibt ein ewiges Rätsel, ob meine Mutter durch irgendein Raster fiel oder die Beamten einfach mal sehen wollten, was man alles in ein einzelnes Stück Handgepäck bekommt, wenn man sich sehr anstrengt.
Adelaide und Kangaroo Island
Adelaide begrüßte uns mit über vierzig Grad. Wir hatten ein kleines Cottage über AirBnB gebucht, mit vielen bunten Zimmern, einer großen Küche und einem kleinen, schattenspendenen Garten mit Hängematte. Meine Mutter hatte sich bei der Tour zu den Pinguinen leider erkältet, daher verordnete sie sich erstmal ein bisschen Ruhe. Wir zogen derweil los, um Wasser und einige Nahrungsmittel zu kaufen. Auf dem Weg zum nächsten Laden sprangen wir von Schatten zu Schatten und ich hätte mich nicht gewundert, wenn meine Flip Flops schmelzend in den Asphalt gesunken wären. So eine Hitze hatte ich noch nie erlebt! Vollbeladen mit Getränken und Essen, inklusive des Proviants für den Ausflug nach Kangaroo Island, der am nächsten Tag anstand, kehrten wir nach Hause zurück. Den Rest des Tages probierten wir abwechselnd die Hängematte und das Sofa aus. Mehr war bei diesen Temperaturen einfach nicht möglich. Abends sahen wir in den Nachrichten, dass wegen der Hitzeperiode Hunderte von Flughunden von den Bäumen gefallen und verendet waren. Kein Wunder! Wir freuten uns umso mehr, dass wir die kommenden 2 Tage in einem klimatisierten Reisebus auf Kangaroo Island verbringen würden.
Kangaroo Island
Am nächsten Tag um 6 Uhr morgens liefen wir zum Busbahnhof, der sich glücklicherweise in Nähe unseres Cottages befand. Pünktlich fuhr unser Bus los, 90 Minuten durch das Land, zu unserer Fähre, die uns nach Kangaroo Island bringen sollte. Wir genossen die Fahrt durch die Landschaft und staunten nochmals über die Weite und Vielfalt, die dieses Land bot. Dann fuhren wir mit der Fähre durch hohe Wellen nach Kangaroo Island und erlebten dort zwei unglaubliche Tage im Paradies. Wir sahen eine unberührte Natur, wie noch niemals zuvor. Palmen, meterhohe Farne und unzählige Arten von Eukalyptus. Wir sahen Kängurus, viele Wallabys, Koalas, Kakadus, Warane, Delfine, Seebären, Seelöwen, Pelikane, diverse Papageien und unsere erste große Spinne – eine schwach giftige Huntsman.
Als wir abends in unserer Lodge angekommen waren, schlenderten wir gedankenverloren mit einem Kaffeebecher in der Hand einen kleinen Weg entlang, der zum Strand führen sollte. Wir quatschten und liefen so vor uns hin und standen plötzlich verloren mitten im tiefen Busch. Auf Flip Flops. Es war keinerlei Weg mehr zu erkennen. Glücklicherweise fanden wir irgendwie, nachdem wir 20 Minuten durch das Gebüsch gestolpert waren, doch noch den Strand und danach auch den richtigen Weg zurück. Und gottseidank waren die einzigen Tiere, die wir auf unserem Weg trafen, mehrere Wallabys, ein Waran und diverse Mücken. Wir wussten, dass auf Kangaroo Island überall die sehr giftige Brown Snake vorkam, aber diese hatten sich wohl aufgrund der Hitze tief ins Unterholz verkrochen. Unser Glück! Da schleppt man schon feste Wanderstiefel durch ganz Australien und dann landet man quasi Barfuß im Busch. Schön blöd.
Wir haben in den zwei Tagen so viel erlebt, wie manch anderer in einem ganzen Urlaub und es bricht mir das Herz, dass in diesem Jahr fast zwei Drittel dieser unglaublichen Insel durch die verheerenden Buschbrände zerstört worden sind. Das Buschland, durch dass wir mit unseren Flip Flops geklettert waren ist dem Feuer genauso zum Opfer gefallen, wie die Lodge, in der wir die Nacht verbracht und den schönsten Sternenhimmel gesehen haben. Zudem wurden über die Hälfte aller Tiere getötet und einige Arten vielleicht endgültig ausgerottet. Was hatten wir für ein Glück, dieses wertvolle Fleckchen mit seinen zauberhaften Geschöpfen noch ganz unberührt gesehen haben zu dürfen. Dafür sind wir alle unendlich dankbar. Über unsere Abenteuer auf Kangaroo Island könnt ihr hier nachlesen. Nach diesem Ausflug, der uns alle tief berührt hatte, ging es für einen Tag zurück nach Adelaide, in unsere gemütliche Wohnung. Dann packten wir unsere Sachen, um uns ins tiefe Outback zum Heiligen Berg, dem Ayers Rock, zu begeben.
Ayers Rock und das Red Centre
Der Flug zum geheimnisvollsten Berg von Australien war beängstigend und holperig und beinhaltete eine Zwischenlandung in Alice Springs. Nach dem ersten Teil des Fluges, hatte eigentlich keiner von uns mehr große Motivation in ein Flugzeug zu steigen – aber wat mutt, dat mutt. Wir kamen überraschenderweise unbeschadet an und bestiegen den kostenlosen Hotel-Shuttle. Schon während des Fluges war uns aufgefallen, dass sich die Landschaft völlig verändert hatte. Die grünen Wiesen und dichten Eukalyptuswälder verschwanden, stattdessen färbte sich die Welt unter uns in ein tiefes Rotbraun. Als wir mit dem Shuttlebus Richtung Hotel Area fuhren, staunten wir über die Aussicht. Es war, als wären wir in einem völlig anderen Land, oder eher auf einem völlig anderen Planeten gelandet. Rote Erde wo man hinsah, sorgfältig gespickt mit hellgrünen Gräsern und kleinen Bäumen mit feinen, weißen Ästen. Dazu ein tiefblauer Himmel. Wir konnten uns kaum satt sehen. Auf der Fahrt konnten wir auch einen ersten Blick auf den Ayers Rock erhaschen. In weiter Ferne trohnte er vor sich hin und wartete auf meine Mutter. Seit sechs Jahrzehnten.
Unser Hotel am Ayers Rock Resort war das teuerste auf der ganzen Reise. Da man hier ausschließlich auf Tourismus setzt, wird natürlich ordentlich die Hand aufgehalten. Trotzdem hatten wir uns entschieden diese Sehenswürdigkeit auf keinen Fall auszulassen. Meine Mutter hatte unzählige Romane über den geheimnisvollen Berg gelesen und ich ebenfalls. Eine Australienreise ohne einen Besuch beim Uluru, wie ihn die Ureinwohner nennen, kam für uns nicht in Frage. Unser Bungalow bestand aus einem Schlafzimmer mit Bad und einem Wohnzimmer mit Schlafcouch. Es war sauber und gut klimatisiert, was wichtig war, da schon wieder Temperaturen um die 40 Grad herrschten. Nur die Küche mussten wir uns mit tausenden von kleinen Ameisen teilen, aber irgendwas ist ja immer. Wir liefen zu dem einzigen Supermarkt, der ausschließlich von den Touristen und Hotelangestellten lebte und deckten uns mit Wasser, Nudeln, Brot und etwas Aufschnitt ein.
Nachdem wir uns kurz ausgeruht hatten, nahmen wir an einem kostenlosen Gardenwalk teil, der von einem Aborigine angeleitet wurde. Wir lernten viel Wissenswertes über Heilpflanzen und Buschbrände und die Kultur der Ureinwohner. Ein tolles Erlebnis! Anschließend buchten wir eine geführte Sunrise-Tour für meine Mutter und ein Ticket für den Ayers-Rock Shuttle für uns anderen. Wir wollten versuchen, den Berg zu Fuß zu umrunden.
Abends setzten wir uns in ein kleines Restaurant im Resort und aßen Burger und Pizza. Wir sinnierten darüber, was wir alles schon erlebt hatten in den 13 Tagen, die wir bisher unterwegs waren. Wir hatten so viele unterschiedliche Eindrücke gesammelt, es kam uns vor als wären wir schon Monate unterwegs. Und es lag noch so viel Zeit vor uns!
In diese Nacht schliefen wir tief, fest und sehr kurz. Schon um halb vier Uhr morgens mussten wir aufbrechen zum Ayers Rock. Als wir kurz vor Sonnenaufgang vor dem großen Berg standen, verspürten wir Ehrfurcht. So viel Geschichte und Magie umwaberte diesen Ort. Der Sonnenaufgang war ein Erlebnis – immer deutlicher war der Berg zu sehen. Ich war währenddessen völlig in Gedanken versunken, fast wie in Trance. Und so bemerkte ich meine Mutter kaum, als sie von ihrer Reisegruppe zu uns rüber kam. Mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf, vor allem der eine: du musst einen Reiseblog basteln, damit auch andere Menschen lernen, wie sehr es sich lohnt, seine Träume zu erfüllen.
So richtig geistig da, war ich wohl erst wieder nach unserer erfolgreichen Umwanderung des Berges. Meine Mutter hatte zwischenzeitlich Bekanntschaft mit einer Schlange und andere Echsen gemacht. Allerdings ganz freiwillig, im Rahmen einer kleinen Tiervorführung, die sie im Resort besucht hatte. Wir hingegen hatten keine einzige Echse zu Gesicht bekommen, bei unserem fast vierstündigen Walk. Ich war inzwischen wirklich angestachelt, endlich eins dieser todbringenden Geschöpfe zu sehen, vor denen mich alle Welt gewarnt hatte. Wir suchten und suchten, doch das einzige, was uns auf der mehrstündigen Tour begegnete, war eine riesige, sehr giftige Ameise. Na immerhin!
Abends saßen wir bei einem kalten Getränk auf der Terrasse und sahen in die unendlichen Weiten des Outbacks. Wir dachten an Zuhause – was die Daheimgebliebenen jetzt wohl machten? Wir waren so weit von ihnen entfernt. Wir kamen uns plötzlich ganz klein vor, in diesem riesigen Land. Und doch waren wir uns ganz sicher, dass wir genau jetzt, genau hier sein sollten. Die Mission „Erfüllung Lebenstraum“ lief in vollen Zügen und wir genossen jede einzelne Minute.
13 Tage – eine Zwischenbilanz
Wir hatten in den letzten 13 Tagen schon 4 große Städte gesehen, waren durch 2 Kontinente und 3 Staaten gereist. Wir hatten 6 Flüge hinter uns gebracht. Es war an der Zeit Bilanz zu ziehen. War es ein blöde Idee gewesen, so viel Australien in so wenig Zeit zu quetschen? Wir empfanden es nicht so, ganz im Gegenteil. Die ganze Reise fühlte sich bisher überhaupt nicht nach Stress an. Alles klappte reibungslos. Das Einchecken übernahm ich immer online vorab, die Self Check In Schalter waren inzwischen überhaupt kein Problem mehr für uns. Ganz im Gegenteil, sie waren äußerst unkompliziert und zeitsparend. Natürlich wären wir an manchem Ort auch gern mal länger geblieben. Durch die intensiven, wirklich guten Touren, hatten wir aber einen großen Einblick erhalten und wirklich viele Eindrücke mitgenommen. Wir hatten bisher unglaublich viel erlebt aber wir fühlten uns überhaupt nicht erschöpft oder gehetzt. Das Tempo war genau richtig. Auch als Reisegruppe waren wir inzwischen sehr eingespielt. Meine Mutter und ich hatten hier und da mal Meinungsverschiedenheiten, aber verstanden uns ansonsten wirklich gut. Wir waren drei völlig unterschiedliche Menschen, mit völlig unterschiedliche Arten zu kommunizieren, trotzdem funktionierte es irgendwie. Wir hatten alle so unsere Angewohnheiten und Marotten, aber ließen uns dafür auch Freiraum. Wir verbrachten jeden Tag miteinander, mit Ausnahme von ein, zwei Touren, die wir unterschiedlich gewählt hatten. Und trotzdem gingen wir uns nur ganz selten auf die Nerven. Und das hatte dann meistens mit Unterzuckerung oder Überhitzung und nicht mit dem Gegenüber zu tun. Kurzum: wir bereuten es überhaupt nicht, diese Reise auf unsere ganz eigene Art zu geplant zu haben und zu erleben. Und wir hatten noch über 2 Wochen vor uns! Unglaublich!
Fortsetzung folgt…
Wenn ihr in der Zwischenzeit mehr zu unseren Erlebnissen am Ayers Rock erfahren wollt, lest hier weiter.