Auf unserer vierwöchigen Australienreise nutzten wir, um Zeit zu sparen, häufig das Flugzeug als Fortbewegungsmittel. Von Airlie Beach nach Cairns gab es aber keinen Direktflug, zudem waren die Preise sehr hoch und so suchten wir nach alternativen Reisemöglichkeiten. Sehr günstig schien die Fahrt mit dem Zug. Zehn Stunden sollte sie dauern, von Proserpine nach Cairns, für etwas über 84,-Euro pro Person. Der Preis war super, die Aussicht zehn Stunden in einem engen Abteil, ohne Beinfreiheit zu sitzen, schreckte uns nur kurz ab und so entschieden wir uns für die Reise mit dem Spirit of Queensland. Wir buchten noch einen Shuttle von unserem Hotel in Airlie Beach zum Bahnhof in Proserpine dazu und waren gespannt, was uns erwarten würde.
Der Spirit of Queensland
Fünfmal pro Woche kann man mit dem Spirit of Queensland von Brisbane nach Cairns reisen. Die gesamte Strecke von 1681 Kilometern dauert etwa 25 Stunden. Es gibt die Möglichkeiten bequeme, zu Betten umzuklappende Sitze (RailBeds) oder normale Sitzplätze zu buchen. Es gibt Ermäßigungen für Senioren und Studenten. Generell ist es empfehlenswert die Tickets vorab im Internet zu buchen, so hat man auch noch Zugriff auf Sparpreise.
Der frühe Vogel…
Pünktlich um 05:00 Uhr wurden wir von einem großen Reisebus eingesammelt und kamen einigermaßen durchnächtigt am Bahnhof an. Dort lagen schon einige Backpacker verstreut auf dem Boden und schliefen. Wir setzten uns auf eine freie Bank und warteten auf den Zug, der innerhalb der nächsten halben Stunde eintreffen sollte. Dass er das nicht tun würde erfuhren wir dann durch einen Bahnmitarbeiter. Der Zug sollte ca. 30 Minuten Verspätung haben. Für uns kein Problem, das kennen wir ja schon von der Deutschen Bahn, warum sollte das in Australien anders laufen. Wir beobachteten die langsam aufgehende Sonne und einige kleine Papageien um uns herum, die die frühen Morgenstunden nutzten um sich gegenseitig zu jagen und ihr Gefieder zu putzen. Ach du schönes Australien, Papageien statt Tauben – wir waren höchst zufrieden.
Die Gepäckaufgabe
Irgendwann kam plötzlich Bewegung in die Menschen, die verstreut um uns herum gelegen hatten. Ein Mitarbeiter baute eine Art mobilen Schalter mit Waage auf, an dem man anscheinend das Gepäck abgeben sollte. Ich hatte mich bei der Buchung der Tickets schon kurz gewundert, dass dort tatsächlich angegeben war, dass man ein Gepäckstück mit maximal 20 kg mitnehmen durfte. Die Koffer wurden gewogen, mit einem Kofferzettel versehen und in einen Wagen verfrachtet. Wir hievten also unsere Koffer auf die Waage, lagen glücklicherweise alle unter der Höchstgrenze, wenn auch nur einige Gramm und setzten uns wieder auf die Bank. Die Mitarbeiter nahmen die Gewichtgrenze übrigens sehr genau, wer zu viel dabei hatte, musste draufzahlen.
First Class statt Economy
Einige Minuten später rauschte der silberne Zug auch schon in den Bahnhof und wir stiegen gespannt ein. Wir waren wirklich überrascht, die Sitze sahen gemütlich aus, mit enormer Beinfreiheit und höchstem Komfort. Im Sitz vor uns waren jeweils Bildschirme angebracht, wie im Flugzeug. So lässt es sich reisen, dachten wir. Der Zug setzte sich langsam in Bewegung, da kam auch schon eine Stewardess gezielt auf uns zu und begrüßte uns. Sie freue sich, dass wir da sind sagte sie mit einem strahlenden Lächeln. Sie sei unsere Stewardess für die Fahrt und wenn wir irgendwas brauchen würden, sollten wir sie nur rufen. Dann übergab sie jedem von uns freudestrahlend eine eingeschweißte Decke, Kopfhörer und einen kleinen Snack. Dann rauschte sie davon. Wir waren baff. Einen solchen Service hatten wir noch nie erlebt in einem Zug. Ich blickte ungläubig nochmal auf unsere Fahrkarten. Hatte ich aus Versehen doch die erste Klasse gebucht? Nein, wir fuhren ganz normal „economy“. Wir lehnten uns hochzufrieden zurück, stellten unsere Sitze in die gemütlichste Position und freuten uns auf die Fahrt. Das Bordprogramm enthielt eine große Auswahl von Filmen und Musik, von Klassik bis Rock. Sehr zur Freude meiner Mutter, die sich während der Fahrt nun durch einige Opern hören konnte.
Noch mehr Komfort
Eine weitere Überraschung war die Bordtoilette. Diese war gut doppelt so groß, wie unser heimisches Badezimmer. Sie enthielt eine Dusche, einen Wickeltisch eine Toilette mit Waschbecken und darüber hinaus jede Menge Platz. Auch das Bordrestaurant war eine großartige Sache. Man bekam jede Menge warme und kalte Speisen und Getränke und das zu einem verhältnismäßig günstigen Preis – für australische Verhältnisse. Wir bestellten uns einige Sandwiches und setzten uns an einen der Tische. Die anderen Mitreisenden bemerkten schnell, dass wir aus einem anderen Land kamen und wir wurden direkt in ein Gespräch verwickelt mit einem älteren Herrn. Dessen Enkelin wohnte derzeit auch in Deutschland und so fragte er uns begeistert wo wir herkommen und was wir in Australien alles schon gesehen hätten. Wir unterhielten uns eine ganze Zeit lang, dann gingen wir wieder zu unseren Sitzplätzen. Eine tolle Sache kein Gepäck bei sich zu haben, auf dass man aufpassen musste.
Landschaft, Tiere und sehr viel Grün
Der Komfort dieser Reise war kaum zu übertreffen, noch besser war nur die Landschaft, durch die wir fuhren. Queensland zeigte sich von seiner schönsten und vor allem grünsten Seite. Die Australier hatten uns schon mehrfach erklärt, dass es in Queensland keine vier Jahreszeiten, sondern nur zwei gäbe. Die Regenzeit und die Trockenzeit. Zur Regenzeit ist das Land saftig grün, zur Trockenzeit öde braun. Den ersten Teil können wir auf jeden Fall nur bestätigen.
Wir fuhren vorbei an grünen Wiesen und Wäldern, an Palmenplantagen, an großen Flüssen und Seen. Es war einfach toll. Nur ganz selten, sahen wir mal hier und da ein Haus, ansonsten gab es nur weite, unbewohnte Fläche. Natürlich bekamen wir auch wieder Tiere zu sehen, unter anderem Kängurus, Emus und bunte Wasservögel.
Irgendwann, nach einigen Stunden Fahrt, begann es in Strömen zu regnen. Dieser Regen sollte uns noch die zwei kommenden Tage begleiten. Regenzeit halt. Die zehnstündige Fahrt verging wie im Flug. Wir waren fast traurig, als wir an der Endhaltestelle angekommen waren und den Zug verließen. Nach einiger Zeit wurden die Koffer ausgeladen und wir starteten per Taxi in das nächste Abenteuer.
Fazit
Wir können eine Reise mit dem Spirit of Queensland absolut empfehlen. Es war eins der besten Erlebnisse auf unserer Reise. Die Landschaft ist wunderschön, der Komfort erstklassig und wir kamen absolut entspannt in Cairns an.
Für weitere Infos und Buchungen:
https://www.queenslandrailtravel.com.au/railexperiences/ourtrains/spiritofqueensland
Eine absolut bequeme Reise . Klavierkonzerte von Lang Lang gespielt begleiteten mich
durch diese wunderbare Landschaft.
Man kann es kaum glauben ,an einem Bahnhof mit ca. 10 Min. Pause wurden die Raucher informiert , dass der Halt für eine Zigarettenpause ausreicht!,,! Welch ein Service.