Nach knapp einer Woche Schnorcheln und Traumstränden in St. Anne wartete ein neues Abenteuer auf uns – Basse Terre. Wir holten unseren Mietwagen ab und fuhren los. Unser erstes Ziel war Deshaies.
Eine halbblinde Fahrt durch den Dschungel
Leider kaufte ich mir am Abend zuvor ein neues Kontaklinsenmittel, auf welches ich allergisch reagierte. Ich kam also mit hochroten Augen und sehr eingeschränktem Sehvermögen bei der Autovermietung an. Nachdem wir einige Formulare ausgefüllt hatten, bekamen wir den Autoschlüssel und los ging die Reise. Allerdings nur mit 50% Sehkraft – aber irgendwas ist ja immer. Gottseidank war der erste Teil der Fahrt noch ganz stressfrei, die Straßen gut und wenig andere Autofahrer unterwegs. Unsere Tour sollte über die Route de la Traversée führen und damit quer durch den 17300 ha großen Parc National de la Guadeloupe. Wir fuhren also ganz entspannt über die Insel und passierten Basse-Terre. Die Landschaft veränderte sich deutlich. Die Straßen wiesen zum Teil erstaunliche Steigungen und enge Kurven auf, mit denen unser kleiner Mietwagen wirklich zu kämpfen hatte. Rechts und links sahen wir dichten Urwald.
Der Dschungelpfad
Irgendwann kamen wir an einem Parkplatz vorbei, wo ein Schild auf irgendeine Sehenswürdigkeit hinwies. Wir hielten direkt an und liefen einen dichten Pfad in den Dschungel hinein – es war großartig! Lianen, riesige, grüne Bäume und feuchtwarme Luft. Wir waren absolut begeistert und folgten dem Pfad, bis wir auf einen kleinen Wasserfall stießen, mit einem kleinen, natürlichen Badesee. Wie im Bilderbuch! Ich war absolut begeistert und Dennis, nun ja war beschäftigt sich mit dem rumzuschlagen, was im Bilderbuch in solchen Dschungelpanoramen nicht erwähnt wird: zigtausend Mücken. Diese waren ganz erfreut, dass irgendwelche dämlichen Touristen endlich den Weg zu ihnen gefunden hatten und stürmten begeistert das Buffet. Ich erwachte dann auch langsam mal aus meiner tiefen Zufriedenheit und wir gingen zügigen Schrittes zurück zum Auto. Wir waren wirklich voll von Mückenstichen, die uns den Rest des Urlaubes begleiten sollten. Da ich aus der ersten Woche schon viele Mückenstiche gesammelt hatte, war ich ehrlich gesagt überrascht, überhaupt noch Platz für weitere gehabt zu haben.
Von Steigungen und Kurven
Wir fuhren immer weiter auf der Route, mitten durch den Nationalpark und staunten über die dichte Vegetation. Wir hatten wirklich das Gefühl mitten durch den Urwald zu fahren, genau das taten wir ja auch. Die Straße lohnt sich wirklich, wenn man den richtigen Mietwagen dafür hat. Die Steigungen schafften wir mit Ach und Krach irgendwie im ersten Gang, problematisch hingegen waren die Einheimischen Autofahrer, die uns begegneten und die Route mit einer waghalsigen Geschwindigkeit befuhren. Sie kamen mit einem Affenzahn angerast und klebten direkt an unserer Stoßstange, was das Schalten, wenn das Auto eine Steigung einfach nicht mehr hoch kam, absolut unmöglich machte. Überholen war für sie wiederum schwer, da die Strecke zeitweise nur aus engen Kurven bestand. Irgendwann überholten sie trotzdem immer, wie auch immer sie den richtigen Zeitpunkt dafür fanden. Mit Glück gelang es uns, ganz ohne Blech- oder Motorschaden in Deshaies anzukommen. Von dort aus fuhren wir zum Parkplatz des Botanischen Gartens, dem Jardin Botanique. Dort waren wir mit unserer neuen Gastgeberin verabredet.
Eine Garage im Dschungel
Wir hatten über AirbnB eine Behausung gebucht, die 5 Minuten vom Strand entfernt liegen sollte. Daher waren wir etwas verwirrt, denn der Botanische Garten lag auf jeden Fall deutlich weiter entfernt von Strand und Ort. Bald trafen wir auf eine sehr freundliche, korpulente, farbige Frau, die uns unter großem Gelächter begrüßte. Sie sagte uns, dass wir ihr nachfahren sollten und lachte erneut lautstark. Ich war mir nicht sicher, ob es daran lag, dass sie unser Auto gesehen hatte oder weil sie einfach gerne lachte. Wir stiegen ein und folgten ihr. Das heißt, wie versuchten es. Sie raste nämlich genau so den Berg auf und ab, wie die anderen Einheimischen. Irgendwann machte sie eine Vollbremsung, riss das Steuer rum und fuhr in eine Hauseinfahrt, die man kaum als solche erkennen konnte.
Das Haus lag unter uns, in einem Garten, der irgendwo in den Hang und Urwald gebaut worden war. Wir parkten das Auto und folgten ihr. Sie sah uns an und lachte laut. Dann führte sie uns in unser neues Domizil. Es glich einer ausgebauten Garage mit Fenstern und Tür. Beziehungsweise mit Fensterahmen, es gab nämlich kein Glas. Dafür aber eine ganze Menge von klitzekleinen Ameisen, die sich unser Domizil offensichtlich mit uns teilen würden. Vor der Tür war ein kleiner Tisch aufgebaut mit zwei Bänken und umringt von meterhohen Pflanzen. Direkt im Dschungel – es war absolut atemberaubend! Die Gastgeberin machte noch einmal mit einem lauten Lachen auf sich aufmerksam, nickte fröhlich und schritt von dannen. Wir waren irritiert. Was uns allerdings hauptsächlich beunruhigte, war die Entfernung zum Ort, zu irgendeinem Laden, generell zu irgendetwas. Die 5 Minuten Entfernung zum Strand konnten nur mit einer irrwitzig rasanten Autofahrt berechnet worden sein. Wir stellten also unsere Taschen aufs Bett – der Schrank war leider schon besetzt von weiteren tausenden von Ameisen – und entschieden uns erstmal nicht auszupacken.
Wir wollten zunächst in den Ort fahren und sehen, ob wir nicht vielleicht noch eine andere Unterkunft finden konnten. Leider hatte niemand mehr ein Zimmer frei, wir mussten also wohl oder übel bleiben. Also kauften wir etwas zu Essen im Supermarkt und sahen uns nach einem Restaurant um. Diese hatten aber leider alle zu und wollten erst gegen 18 Uhr wieder öffnen. Da es um diese Uhrzeit immer schon dunkel war und ich mir und dem Mietwagen die Strecke vorerst im Dunkeln nicht zutraute, mussten wir aber auch auf gemütliche Restaurantbesuche verzichten.
Planung der Ausflüge
Also setzten wir uns an den Strand und planten die nächsten Tage. Wir wollten auf jeden Fall nach Pottwalen Ausschau halten, die hier leben sollten. Es gab einen Franzosen, der die Tiere beobachtete und Einheimische und Touristen über sie aufklärte. Er fuhr täglich raus, um zu sehen, wie es den Tieren geht und ob alles mit ihnen in Ordnung sei. Ab und zu bot er an, einzelne Personen auf diese Tour mitzunehmen. Wir wollten versuchen eine Tour mit ihm zu buchen. Dann mussten wir noch unbedingt zum „Schildkrötenstrand“ und dort im Réserve Jacques Cousteau schnorcheln gehen um Schildkröten unter Wasser zu bewundern. Wir fuhren zurück in unsere Garage und setzten mit uns mit einem Bier und vielen Mückenkerzen auf unseren Stuhl im Dschungel.
Dschungelgesänge
Was das Erstaunlichste im Dschungel ist, ist der ohrenbetäubende Lärm, der beginnt, sobald die Sonne untergegangen ist. Grillen und Frösche stimmten urplötzlich einen atemberaubenden Wechselgesang an. Ich machte mich im dichten Gestrüpp auf die Suche nach einer Lärmquelle und fand in einer Pflanze ein Fröschlein, dass nicht viel größer als mein Daumennagel war, mich aber aus ganzer Kraft anschrie. So stellte ich es mir jedenfalls vor, als ich das kleine Kerlchen beobachte und mein Geist nicht akzeptieren wollte, wie aus diesem Wesen ein solcher Lärm kommen konnte.
Nach einer unruhigen Nacht – die eigentümlichen Geräusche verschwanden in dem Moment, wo die Sonne aufging – sprangen wir ins Auto, um den Walforscher aufzusuchen. Die Ameisen hatten zwischenzeitlich unser Brot in Beschlag genommen. Das Frühstück entfiel also. Wir fuhren an unserer Gastgeberin vorbei, die uns zuwinkte und begeistert lachte. Wir fanden das kleine Haus, in dem man die Waltouren buchen konnte, doch niemand war da. Es fanden an der verschlossenen Tür aber eine Telefonnummer, unter der ich mich meldete. Der Herr am anderen Ende sprach leider nur Französich, ich hingegen kaum, aber wir versuchten uns so gut wie möglich zu verständigen. Am Ende des Telefonates war ich etwa zu 50 % sicher, dass ich für den nächsten Tag eine Fahrt zu den Pottwalen gebucht hatte.
Plage Malendure – der Strand der Schildkröten
Wir fuhren weiter zum Plage Malendure, dem Strand der Schildkröten. Hier gab es neben kleinen Imbissläden und Restaurants eine Menge örtlicher Anbieter für Schnorcheltouren, Schnuppertauchgänge sowie einen Verleih für Kajaks. Wir dachten gar nicht lange nach und mieteten uns ein 2er Kajak für 4 Stunden. Wir bekamen das Boot, zwei Paddel, sowie mehrere Bestimmungskarten für diverses Meeresgetier und eine Karte der kleinen, vorgelagerten Inseln, zu denen wir paddeln sollten. Mit Kreuzen war gekennzeichnet, wo man tolle Riffe zum Schnorcheln finden konnte und wo man nicht Schnorcheln durfte, um den Tauchern nicht in die Quere zu kommen. Wir holten unsere Schnorchelausrüstung aus dem Auto und paddelten los. Die erste Insel erreichten wir nach etwa 25 Minuten. Wir zogen das Boot an den Strand, setzten die Taucherbrille auf und wateten ins Wasser. Als wir das erste Mal den Kopf unter das Wasser steckten, waren wir total baff.
Das Réserve Jacques Cousteau
Die Unterwasserwelt war ein wahres Paradies. Wir befanden uns ja auch im berühmten Réserve Jacques Cousteau. Wir schnorchelten einige Stunden um die Inseln, genossen das warme, klare Wasser und sahen unzählige, unterschiedliche, bunte Rifffische, große und kleine.
Wir bestimmten viele von ihnen anhand der Karten, die wir mitbekommen hatten. Schildkröten sahen wir leider keine, was uns aufgrund des Namens des Strandes und der vielen Bilder von ihnen, die wir an den Ständen der Tourenanbieter gesehen hatten etwas komisch vorkam. Mit einem ordentlichen Sonnenbrand paddelten wir nach einigen Stunden zum Strand zurück und setzten uns in eins der Restaurants um eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken.
Nebenbei fragten wir einen Einheimischen, warum dieser Strand nach Schildkröten benannt war, wir aber doch keine einzige gesehen hatten. Er sah uns erstaunt an und fragte, wo wir denn nach ihnen gesucht hatten. Als wir ihm erklärten, dass wir überall rund um die vorgelagerten Inseln geguckt hatten, lachte er. Die Schildkröten seien direkt hier vorne am Strand im Wasser, um dort das Seegras zu fressen. Wir packten sofort unsere Taucherbrillen und liefen ins Wasser.Und tatsächlich- schon bald sahen wir eine riesige, grasende Schildkröte unter uns und nach und nach auch noch ein paar weitere. Wir waren absolut begeistert!
Eine Tour zu den Pottwalen und Delfinen
Am nächsten Tag fuhren wir zum Treffpunkt, von wo aus die eventuell gebuchte Bootstour starten sollte und trafen dort auch tatsächlich auf unseren Guide. Es war noch ein französisches Ehepaar anwesend, welches ebenfalls mitfahren durfte. Wir bestiegen das kleine Motorboot und fuhren auf das Meer. Der Guide erzählte sehr viel über Naturschutz und die Pottwalfamilie, die wir suchten. Leider verstand ich nur Fetzen, mein Französisch war einfach zu schlecht. Dennis verstand noch weniger. Nach ca. einer Stunde sahen wir plötzlich Finnen im Wasser, allerdings nicht von walen, sondern Delfinen. Der Guide stoppte den Motor und wir staunten nicht schlecht. Um uns herum schwammen hunderte von Delfinen. Es handelte sich um eine sehr große Delfinschule, so erklärte der Guide. Eine halbe Stunde lang beobachteten wir die Tiere und sie uns. Sie kamen neugierig immer näher, schwammen unter unserem kleinen Boot durch und zeigten uns ihr Können, indem sie mit der Flosse auf das Wasser schlugen oder senkrecht vor uns die Höhe sprangen.
Es war eines der schönsten Erlebnisse meines bisherigen Lebens, ich verspürte pures Glück, diesen tollen Geschöpfen so nah zu sein und sie ganz in Ruhe zu beobachten. Irgendwann fuhren wir langsam wieder los, viele Delfine begleiteten uns noch ein ganzes Stück. Wir suchten noch eine Stunde nach den Walen, sie wollten sich aber leider nicht zeigen. Sie waren wohl zur Nachbarinsel aufgebrochen. Wir suchten ausgiebig und lange, der Guide verwendete sogar eine Gerätschaft, die Unterwasserschall aufnehmen konnte, um sie zu orten. Aber wir fanden sie einfach nicht. Schade, aber nicht zu ändern. Der Guide fuhr uns noch ein wenig an der Küste entlang bevor wir uns auf den Rückweg machten. Auch wenn wir keinen Pottwal zu sehen bekommen hatten, war es für uns ein unvergesslicher Ausflug gewesen.
Grand Anse
Am nächsten Tag besuchten wir Grand Anse, einen typisch karibischen Naturstrand mit beachtlichen Wellen. Wir sprangen begeistert ins Wasser und legten uns dann an den feinsandigen Strand unter eine Palme. Wir verbrachten so einige Zeit, dann wurde es nach und nach immer voller und wir fuhren zurück nach Deshaies. In diesem Ort wurde übrigens die Serie „Death in Paradise“ gedreht, kein Wunder, der Ort ist wirklich ganz besonders hübsch. Er besteht nur aus wenigen Häusern, einem kleinen Strand und einigen Restaurants. Wir setzten uns an den Strand und waren ganz begeistert, als wir einige große Pelikane entdeckten, die sich im Wasser treiben ließen.
Guadeloupes Zoo – der Parc des Mamelles
Nach einer weiteren kurzen und sehr lauten Nacht – wir hatten uns inzwischen an die Geräusche gewöhnt, aber aufgrund der fehlenden Klimaanlage und sehr hoher Temperaturen war an Schlafen kaum zu senken – fuhren wir in den Parc des Mamelles. Auf dem Weg dorthin trafen wir unsere Gastgeberin, sie lachte laut, als sie uns sah. Wir lachten zurück. Der Parc des Mamelles ist ein kleiner Zoo, der mitten im Urwald liegt und nur wenige Tiere beherbergt. In den wenigen, großzügigen Gehegen leben unter anderem Affen und Waschbären. Durch den Zoo führt ein befestigter Holzpfad und einige in luftige Höhe gebaute Hängebrücken. Die Vegetation war üppig und überall flogen freilebende Kolibris um bunte Blüten herum. Wir bekamen sehr viel Natur zu sehen, besonders auch außerhalb der wenigen Gehege. Am spannendsten waren die Skyways, die einen tollen Blick auf den Dschungel boten. Wir fanden es großartig!
Eine Fahrt mit dem Glasbodenboot
Uns blieb noch ein weiterer Tag auf Basse -Terre, dann sollte es schon zurück nach Grand Terre gehen. Wir waren darüber aufgrund der Wohnsituation ganz glücklich, auch wenn uns Basse-Terre wahnsinnig gut gefiel. An unserem letzten Tag besuchten wir noch einmal den Plage Malendure. Zunächst schnorchelten wir wieder in Nähe des Strandes, um einige Schildkröten zu beobachten. Nachdem wir mehreren Tieren beim Grasen zugesehen hatten, entschieden wir uns eine Tour mit dem Glasbodenboot zu machen. Es war sehr windig und die Wellen waren uns zum Kajakfahren zu hoch. Von Board des Bootes aus sollte man später ebenfalls schnorcheln gehen können. Die Tour war echt gut. Wir sahen durch die großen Scheiben im Boden die ganzen Ausmaße des Riffs. Es war wirklich riesig und absolut beeindruckend. Wir sahen auch immer wieder Taucher und ärgerten uns einmal mehr, dass wir selbst keinen Tauchgang gebucht hatten. Zu der Zeit hatte nur ich einen Tauchschein und wir waren einfach unsicher, wie ein Schnuppertauchgang ablaufen würde, wenn man die Sprache des Tauchguides nicht versteht. Heute würde uns das nicht mehr passieren, inzwischen tauchen wir überall, wo es nur geht. Wir müssen also zumindest für einen Tauchgang (und einen weiteren Versuch Pottwale zu sehen) noch einmal nach Guadeloupe reisen. Das Schnorcheln entfiel aufgrund des hohen Wellenganges an diesem Tag leider, wir wären zwar ins Wasser aber eventuell nicht mehr zurück aufs Boot gekommen, daher war es der Mannschaft zu unsicher.
Die letzte Nacht
Wir genossen noch ein paar Stunden den Strand und beobachten ein letztes Mal die Schildkröten unter Wasser, dann fuhren wir zurück in unsere Garage, um eine letzte, laute Nacht im Dschungel zu verbringen. Wieder einmal schafften wir es nicht, wirklich zu schlafen und so packten wir in aller Frühe, bei Sonnenaufgang unsere Sachen. Zuvor schüttelten wir alle Klamotten einmal aus, um etwaige Ameisen nicht ins neue Zuhause mitzunehmen. Wir verabschiedeten uns von unseren Stühlen im Dschungel und brachten unserer Gastgeberin den Schlüssel. Da wir inzwischen verstanden hatten, dass die Kommunikation mit ihr hauptsächlich durch lautes Gelächter erfolgte, lachten wir ihr begeistert zu, was sie wiederum erfreut erwiderte. Dann stiegen wir in den Wagen und fuhren los. Zunächst machten wir aber noch einen Abstecher in den Botanischen Garten, wo unser Deshaies Abenteuer vor einigen Tagen begonnen hatte.
Der Jardin Botanique de Deshaies
Der Jardin Botanique de Deshaies ist wirklich einen Besuch wert. Wir verbrachten fast 2 Stunden hier. Wir liefen durch die toll angelegte Gärten, bestaunten Wasserfälle und beobachteten die Enten und Fische in den großen Teichen. Es gab unzählige Pflanzen, die wir noch nie gesehen hatten, riesige Bäume, bunte Orchideen und Sträucher in den unterschiedlichsten Farben und Formen.
Viele bunte Kolibris schwirrten um die Pflanzen herum. Außerdem gab es eine große Voliere, in der man Loris mit Nektar aus einem kleinen Automaten füttern konnte. Das war so lange lustig, bis wir umringt waren von aufdringlichen Papageien, die uns in die Ohren und Finger kniffen oder uns auf den Kopf schissen. Gottseidank verirrte sich bald ein neues Opfer in die Voliere und zog einen Becher Nektar. Die Loris stürmten direkt auf ihn und wir ergriffen die Gelegenheit und türmten. Als wir draußen standen, lachten wir los – was für ein Spaß!. Zu guter Letzt tranken wir einen Kaffee und genossen einen tollen Ausblick auf das Meer zu unseren Füßen. Wir waren froh diesen Abstecher noch mitgenommen zu haben.
Die Wohnung mit Privatstrand
Auf unserer Rückfahrt fuhren wir an der nördlichen Küste entlang, durch Sainte Rose, wo man allerhand über die Rumherstellung lernen kann. Wir waren aber schon einigermaßen spät dran, mussten noch einige Stunden fahren und entschieden uns daher gegen den Rum. Nach einer gemütlichen Tour über Basse-Terre wurden die Straßen allmählich wieder flacher, wir waren wieder im Osten der Insel angekommen. Unser Ziel: Saint Francois. Der kleine Ort im Südosten der Insel sollte unser Zuhause für die letzten Tage unseres Urlaubes sein. Wir hatten eine höherpreisige Unterkunft per AirBnB gebucht, mit eigenem Strand und Blick aufs Meer und den Hafen. Wir waren gespannt! Wir trafen uns vor dem Gebäude mit der Vermieterin, die uns den Schlüssel übergab und viel Freude wünschte. Wir betraten etwas vorsichtig, nach Ameisen suchend, die Wohnung. Sie war das totale Gegenteil zu der Behausung zuvor, mit einer offenen Küche, grandioser Aussicht und vor allem größter Sauberkeit.
Wir füllten zunächst zwei Ladungen Wäsche in die Waschmaschine um nun wirklich alle Ameisen loszuwerden. Im Kühlschrank wartete frischer Fruchtsaft und kaltes Wasser auf uns, zudem hatte unsere Gastgeberin noch allerlei Knabberkram zur Begrüßung für uns bereitgestellt. Wir waren absolut überwältigt, wie schön diese Wohnung war.
Ein ungeahnter Todesfall
Während noch die Wäsche lief und ich mich an dem Ausblick nicht satt sehen konnte, bekam ich leider schlimme Nachrichten aus der Heimat. Meine Eltern hatten meinen Hund einschläfern müssen. Meine liebe Nike, die ich einst aus dem Tierschutz übernommen und die mich 12 Jahre auf Schritt und Tritt begleitet hatte. Sie war zwar alt und auf dem Herzen schwach, aber sie hatte sich in den Monaten vor der Reise so gut erholt, dass selbst der Tierarzt sich sicher war, dass sie noch eine gute Zeit vor sich hatte. Leider war dem nicht so. Und nun war er also da, der Tag vor dem ich immer Angst gehabt hatte. Ich hatte meine Eltern immer gebeten, mir Bescheid zu geben, wenn irgendetwas Schlimmes passieren würde, denn ich wollte nicht aus dem Urlaub kommen und dann einen Schock erleben. Ich bin heute noch unglaublich dankbar, dass meine Mutter sich an das Versprechen gehalten hatte und mir Bescheid gesagt hat, obwohl es ihr sehr schwer gefallen sein muss. Natürlich stand ich auch jetzt unter Schock. Ich fühlte mich gelähmt. Weil ich nicht in den letzten Tagen, Stunden, aber vor allem im letzten Moment bei meiner treuen Gefährtin gewesen bin. Weil ich meinen Eltern so eine schwere Last aufgebürdet hatte. Und absolut hilflos, weil ich tausende Meilen entfernt war und nichts tun konnte.
Trauer und Rum
Wir wussten beide erst einmal überhaupt nicht, was wir nun hier im Paradies tun sollten. Also taten wir das Erstbeste, was uns einfiel: wir kauften uns eine Flasche Rum und setzten uns an den Strand. Und so verging der erste Abend, mit viel Rum, vielen schönen Geschichten über Nike und vielen Tränen. Die ersten Tage fühlten wir uns wie ferngesteuert, daher unternahmen wir auch kaum etwas. Wir waren unendlich dankbar über die Wohnung, in der wir uns wohl fühlten. Wir verbrachten viel Zeit auf dem Balkon und blickten aufs Meer. Wir lagen am Strand, hörten Musik und redeten. Auch wenn ich tiefe Trauer in mir spürte in jeder Minute, die Ruhe, der kleine Strand und die helle, freundliche Wohnung war unglaublich heilsam. Wir machten so Urlaub, wie sehr viele Leute Urlaub machen: wir lagen am Strand, wir saßen auf dem Balkon, dann lagen wir wieder am Strand. Wir waren somit zur völligen Entspannung „gezwungen“ und wir hatten Ruhe und Zeit zu trauern.
Der Ort Saint Francois
Ab und zu schlenderten wir durch den Ort, besuchten den schönen, feinsandigen Strand Plage des Raisins Claires. Wir beobachteten die Kite Surfer oder schnorchelten. Wir fanden außerdem ein echt gutes Restaurant – Quai 17, direkt am Yachthafen, welches Steinofenpizza und tollen Rum anbot. Saint Francois kam uns ein bisschen vor wie Saint Tropez – teure Schlitten kurvten durch die Straßen und direkt vor unserer Tür lagen teure Yachten im Hafen. Alles war etwas schicker und die Leute um uns rum immer ziemlich aufgebrezelt und zurecht gemacht. Wir fühlten uns von Anfang an etwas fehlplatziert, aber in diesem Restaurant fühlten wir uns wirklich wohl und willkommen. Wir aßen uns hier also durch die Speisekarte und probierten die großartigen Pizzen, Fischplatten und andere Spezialitäten.
Als wir uns etwas gefangen hatten machten wir nochmal einen Ausflug, nur Strand und Meer, das entsprach einfach nicht unserer Natur. Also fuhren wir zum Pointe des Chateaux.
Pointe des Chateaux
Guadeloupe liegt quasi auf der Linie, wo der Atlantik auf die Karibik trifft. Pointe des Chateaux liegt ganz im Osten der Insel und man sagt, dass sich hier Atlantik und Karibik „küssen“. Zunächst mussten wir einen Parkplatz suchen, was gar nicht so leicht war, weil dieser Ort sehr beliebt bei Touristen ist. Wir fanden dann doch noch einen und stiegen den kleinen Berg bis zum Kreuz hinauf. Von hieraus hatten wir einen tollen Blick über die Insel und auf das Meer. Dann wanderten wir noch ein wenig auf den Felsen Richtung Meer und genossen die Aussicht auf die wilden Wellen, die auf die Küsten knallten. Wir blieben fast eine Stunde, bestimmt ist dies auch ein toller Ort um einen Sonnenauf- oder Untergang zu sehen. Nächstes Mal!
Die Sache mit dem Bus
Den letzten Abend verbrachten wir wieder in unserem neuen Lieblingsrestaurant und tranken ganz schön viel Rum. Den merkten wir am nächsten Morgen auch, als wir uns zum Flughafen aufmachten. Wir hatten schon eine Bushaltestelle gesucht vorab, von wo ein Bus direkt nach Pointe a Pitre fahren sollte, von dort wollten wir mit einem Taxi weiter zum Flughafen. Wir standen 4,5 Stunden vor Abflug an besagter Bushaltestelle, ca. 45 km entfernt vom Flughafen. Aber wir hatten vergessen, dass wir in der Karibik waren. Natürlich gab es wieder keinen Aushang, wann ein Bus erscheinen könnte. Also warteten wir einfach. Wir bekamen irgendwann leider den üblichen Nachdurst, den man verspürt, wenn man zu viel getrunken hat und zudem war es 35 Grad warm. Der Durst war größer, als die Sorge den Bus zu verpassen und so liefen wir zur Tankstelle, die sich um die Ecke befand. Wir entschieden, dass wir jetzt erstmal was trinken müssten und gingen zur Tankstelle in der Nähe. Wir kauften kühle Getränke und fragten den Mann an der Kasse, ob er wüsste wann ein Bus käme. Er wusste es nicht. Nach etwa 45 Minuten hatte das Warten ein Ende und ein Bus hielt an der Haltestelle. 3,5 Stunden vor Abflug, 45 km Entfernung zum Flughafen, das klang nach einer sicheren Sache – aber wir hatten wieder nicht bedacht, dass wir uns ja in der Karibik befanden.
Das karibische Partymobil
Unser Busfahrer war ein Rastafari, bester Laune und stand offensichtlich unter Einfluss irgendwelcher berauschender Kräuter. Er hatte außerdem die Musik so laut aufgedreht, dass man sich nicht unterhalten konnte. Wir saßen in einem karibischen Partymobil! Schon bald stoppte der Bus plötzlich. Wir wunderten uns, wir sahen keine Bushaltestelle weit und breit. Allerdings stand dort wohl irgendein Freund vom Busfahrer und diese beiden fingen nun erstmal ein längeres Gespräch an. Nach etwa 10 Minuten ging die Fahrt weiter, aber auch nur so lange, bis der Busfahrer wieder jemanden sah, den er kannte und in ein Gespräch verwickelte. Der Busfahrer kannte leider bis zur Hauptstadt ziemlich viele Leute und so brauchten wir für die 45 Kilometer mehr als 90 Minuten. Wir waren fertig mit den Nerven am Ende der Fahrt, denn wir hatten einige rumhaltige Mitbringsel im Gepäck und hatten unsere Koffer einchecken wollen. Wir stürmten also aus dem Bus und suchten nach einem Taxi. Als wir endlich eins fanden, teilten wir dem Fahrer mit, dass wir auf schnellstem Weg zum Flughafen mussten. Leider machte uns ein dichter Stau einen Strich durch die Rechnung. Wir kamen völlig fertig, 1 Stunde vor Abflug am Flughafen an.
Kein Grund für Hektik
Wir rannten zum Schalter und konnten ganz ohne Probleme unser Gepäck aufgeben. Wir waren ja schließlich in der Karibik. Der Mann am Schalter verstand auch unsere Hektik nicht wirklich, es war doch noch eine Stunde Zeit bis zum Abflug. Wir stellten uns am Sicherheitscheck an, einer wirklich langen Schlange, an der es wirklich überhaupt nicht voran ging. Vielleicht machte das Personal grade gemeinschaftlich Pause. Eine halbe Stunde vor Abflug fragte ich einen Flughafenmitarbeiter, der vorbeikam, ob wir vorgelassen werden könnten, da unser Boarding gleich beendet sei. Er guckte auf unsere Boardkarten und zuckte verständnislos mit den Schultern. Es sei noch genug Zeit. Karibik eben. Und so stiegen wir 10 Minuten vor offiziellem Abflug in das Flugzeug, welches 30 Minuten später abflog und uns wieder ins kalte Deutschland brachte. Mit einem Blick aus dem Fenster sahen wir noch einmal auf den kleinen Schmetterling, der uns eine wunderbare Zeit beschert hatte. Dann schliefen wir erschöpft ein.
Ich verfolge mit Spannung deine Reiseerlebnisse. Du schreibst so anschaulich und die Fotos
bewirken ,dass man eintauchen kann in die Karibik. Ein toller ,interessanter Urlaubsbericht.
Vielen, lieben Dank!